Ernst Heimes trifft Schülerinnen und Schüler der Carl Burger Berufsschule
An zwei Tagen war der Autor Ernst Heimes zu Gast an der Carl Burger Berufsschule. Dort arbeitet mit einer Berufsvorbereitungsklasse (BVJ), die junge Migranten auf den Schulabschluss vorbereitet. Die Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 16 und 18 Jahren stammten aus den Ländern Somalia, Syrien, Afghanistan, Persien und Serbien. Das Seminar wurde an einem Tag angeboten, an dem die Schüler/innen normalerweise frei haben.
Zunächst galt es zu klären, warum man Dinge aufschreiben solle, die doch genauso gut erzählt werden könnte. Das leuchtete manchen nicht ein. Und tatsächlich, blickt man in die Kulturen der Kelten oder der Indianer Nordamerikas ist diese Haltung gar nicht so leicht von der Hand zu weisen.
Die aufgeschlossenen Jugendlichen kannten aber sehr wohl deutsche Literatur. So überraschte eine Schülerin den Autor, als sie bat, ob sie einen Text eines Deutschen vortragen dürfe. Sie hatte auf ihre ihrem Handy alle zehn Strophen von Heines „Nachtgedanken“ abgespeichert.
Denk’ ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen.
Und meine heißen Tränen fließen.
Die Jahre kommen und vergehn!
Seit ich die Mutter nicht gesehn,
Zwölf Jahre sind schon hingegangen;
Es wächst mein Sehnen und Verlangen.
Jeder und jede merkte: Hier hat ein deutscher Dichter vor 200 Jahren die gleichen Gefühle ausgedrückt, die viele der Teilnehmer haben. Ähnliches wiederholte sich zum Ende des Seminars als die Syrerin Wolfgang Borcherts Gedicht „Abendlied“ vortrug, das Bestandteil des Seminars war.
Zum Schluss waren sich Lehrer und der Autor Ernst Heimes einig: Diese jungen Migranten besitzen alle einen starken Willen, ihren Weg zu gehen. Dabei kann ein erster Kontakt zur Literatur und der Freiheit zu schreiben Anstoß sein.
Die Kooperationspartner
Der Bundesverband der Friedrich-Bödecker-Kreise will sich mit seinem Projekt „Meine Sprache, deine Sprache“ Kindern und Jugendlichen in den verschiedenen Kulturkreisen zuwenden und dabei über seine Landesverbände in allen Bundesländern aktiv werden. Aus den Erfahrungen der erfolgreichen Durchführung ähnlich strukturierter Projekte seit mehreren Jahren, die bereits zu Begegnungen unterschiedlicher Sprachen führten, wissen wir, dass sich die meisten jungen Menschen in ähnlichen bzw. vergleichbaren Situationen befinden und ähnliche bzw. vergleichbare Probleme zu bewältigen haben.
Das Literaturwerk Rheinland-Pfalz Saar e.V. hat 2016 ein Buch in Leichter Sprache veröffentlich. In der Analyse der Erfahrungen sollte das Thema nochmals grundsätzlicher aufgearbeitet werden. Die Workshops sollen deswegen dazu motivieren, in Leichter Sprache zu schreiben.
Der Autor
Ernst Heimes, Schriftsteller aus dem Landkreis Mayen-Koblenz, hat bereits Erfahrungen in ähnlichen Basis-Workshop für Migranten gemacht.