Den Literaturpreis Debüt des Jahres 2024 erhält die Mainzer Autorin Elena Fischer für ihren im August 2023 im Diogenes Verlag erschienenen Debüt-Roman „Paradise Garden“.
Die 14-jährige Billie wächst in ärmlichen Verhältnissen in einer Hochhaussiedlung auf. Ihre Mutter hält sie beide mit zwei Jobs irgendwie über Wasser. Die Fantasie der Mutter und der Zusammenhalt mit Nachbarn vermitteln Billie mehr Potenzial fürs Leben, als es Geld könnte. Als unerwünscht die Großmutter aus Ungarn anreist, nimmt Billies Leben einen tragischen Verlauf. Die Mutter stirbt durch einen Unfall. Billie, nunmehr völlig auf sich gestellt, macht sich in einem alten Nissan nach Norddeutschland auf, um den ihr unbekannten Vater zu suchen.
Diskriminierung, Generationenkonflikte, Liebe, Toleranz und Verlust, aber auch die Resilienzfähigkeit der vierzehnjährigen Billie sind wesentliche Themen in diesem Roman, der von der Autorin laut Jury sprachlich und inhaltlich gekonnt umgesetzt wurde. Man treffe, so die Jury, auf Figuren mit einem hohen Identifikationspotenzial, man erlebe eine Ich-Erzählerin, aber keine Verengung des Blicks auf die Ego-Perspektive, sondern sehe mit Billies Blick auf ein gesellschaftliches Umfeld, dessen Teil sie selbst in unterschiedlicher Ausprägung ist. Die sehr genaue Milieuzeichnung eines Lebens in einer tristen Hochhaussiedlung, die den Roman durchziehende Hoffnung, trotz prekärer Lebensumstände dem Leben etwas Positives für sich abtrotzen zu wollen, der Tod der Mutter, die Suche nach dem Vater sowie nach sich selbst, sei mit viel Witz und Humor dargestellt. Auf feinfühlige Weise erhalte man einen Blick auf das Leben am Rande der Gesellschaft, auf das auf-sich-selbst-gestellt-Sein und die triste Lebenswirklichkeit vieler gegenwärtiger Heranwachsender, dem die Resilienzfähigkeit und das Temperament von Billie und ihrer Mutter etwas handfestes entgegensetzen. Ihr Erfindungsreichtum und ihr Wille, sich nicht mit dem Gegebenen abzufinden, mache „Paradise Garden“ zu einem besonders lesenswerten und preiswürdigen Buch, so die Jury.
Elena Fischer, Jahrgang 1987, studierte in Mainz Komparatistik und Filmwissenschaft. Sie lebt mit ihrer Familie in Mainz-Gonsenheim. Mit der Auszeichnung ist ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro verbunden sowie drei Lesungen in Orten in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Der Jury des Literaturwerks gehörten an: die Kulturjournalistin Andrea Dittgen (Saarbrücken), die Autorin und ehemalige 1. Vorsitzende des Literaturwerks Rheinland-Pfalz-Saar, Brigitta Dewald-Koch (Mainz), der Kulturreferent im rheinland-pfälzischen Kultusministerium Michael Au (Mainz), der Literaturreferent im saarländischen Kultusministerium Jörg Sämann sowie der Kulturjournalist Rainer Petto (Saarbrücken).
Die Preisübergabe findet am Sonntag, dem 03.11.2024 um 14.00 Uhr im Rahmen der Mainzer Büchermesse statt.
Vorab lädt das Literaturwerk Rheinland-Pfalz-Saar e.V. bereits am 21.10.2024 zu einer Lesung mit der Autorin ins Saarländische Künstlerhaus in Saarbrücken ein. Beginn der Veranstaltung ist 20 Uhr.
Literaturwerk Rheinland-Pfalz-Saar
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